Stroh als Baumaterial
Stroh als Baumaterial ist schon in den ersten Gebäuden der Menschheit zum Einsatz gekommen, Als nachwachsender Rohstoff ist er wie Holz praktisch immer verfügbar. Durch seine Beschaffenheit, das der einzelne Strohhalm mehrere geschlossene „Luftkammern" besitzt, können sehr hohe Isolierungswerte erzielt werden.

Im Hausbau wurde Stroh bislang so eingesetzt, das erst durch weitere Baustoffe ein stabiles Tragwerk entstanden ist. Ein Nachteil bei dieser Bauweise war immer, das andere Baustoffe wie Holz, Stein oder Metall in dem Mauerwerk verarbeitet werden mussten und sich dadurch Schwachstellen in der Isolierung ergaben.

Um diese Nachteile zu beseitigen, wurde aus einer Idee mit drei wesentlichen Grundgedanken Realität:

1. Erhöhung des Isolierungsgrades
2. Kosteneinsparung
3. Stroh als selbständiges Tragwerk
Zum Einsatz kamen hier, anders als bei bisherigen Strohbauweisen, große rechteckige Ballen, wobei die Größe und Festigkeit abhängig von der verwendeten Maschine ist.

Diese abgebildete Strohballenpresse, presst
das Stroh auf die Maße (H/B/L in cm) 90/125/250. Durch eine Vorkammerpresstechnik, wird das Stroh erst gesammelt und unter großem Druck verdichtet, bevor es dann in der zweiten Kammer gebunden wird. Es ist also nur ein Schritt in der Verarbeitung im Unterschied zu herkömmlichen Baustoffen, der aus Stroh Baumaterial macht.

In Zusammenarbeit mit der Baustoffprüfamt wurden diese Ballen auf ihre Statik und Belastbarkeit hin geprüft. Somit wurde eine Berechnungsgrundlage geschaffen, um diese als eigenständige „Mauersteine° verwenden zu können.

Auf einer kapilarbrechenden Schotterschicht erweisen sich diese Strohballen als hervorragendes, 90 cm dickes Fundament. Das Mauerwerk kann ohne Zusatzbaustoffe errichtet werden und hat eine Breite von 1,25 m. Das hat nicht nur zum Vorteil das die Isolierungswerte immens hoch sind, sondern das der Rohbau schnell und kostengünstig errichtet werden kann.
In obigem Haus wurden 95 Ballen zu 15 Euro als Mauerwerk und Bodenplatte verbaut. Es entstand eine Wohnfläche von 105 m2
Oft geäußerte Vorbehalte gegen das Baumaterial Stroh hinsichtlich Brandsicherheit, Schädlingsbefall und Feuchtigkeit sind leicht zu entkräften. In Brandtests haben sich Strohballen sogar als besonders feuerbeständig erwiesen. Durch seine kompakte Pressung verhält sich Stroh wie Holz, es verkohlt von außen und baut so eine Feuerbarriere auf. Erfahrungen hierzulande wie auch in den USA zeigen, dass bei sachgerechter Konstruktion weder Feuchtigkeit noch Schädlinge Probleme verursachen,

Dämmmaterial Stroh
Die Isolierleistung eines Dämmstoffes wird durch den sogenannten k-Wert, oder auch U-Wert bemessen. Er bezeichnet den Wärmestrom in Watt, der in einer Stunde durch ein Bauteil - beispielsweise eine Wand - von einem Quadratmeter Fläche bei einer Außentemperaturdifferenz von einem Grad Kelvin (entspricht einem Grad Celsius) hindurchgeht. Der k-Wert der Außenwände eines Hauses- also der Wände, Dach, Boden, Fenstern und Türen - ist entscheident sowohl für das Wohlbefinden in dem Haus (Stichwort kalte Wände) als auch für den Energieverbrauch. Je kleiner der k-Wert, desto besser die Dämmwirkung. Strohballen haben einen äußerst niedrigen k-Wert. Berechnungen von Sven Eweleit nach DIN 4108 ergeben für 50 cm breite Strohballen, mit 3 cm Putz außen und 6 cm Lehmputz innen einen k-Wert von 0,11 W/m2K..

Nach Passivhausstandart (Dr. W. Feist: Grundlagen der Gestaltung von Passivhäusern, Verlag Das Beispiel, Darmstadt, 1996) sollte er höchstens 0,15 W/m2k betragen..

In diesem Haus beträgt die Stärke der Wände 125 cm und die der Bodenplatte 90 cm. Obwohl noch keine genauen Berechnungen vorliegen, wird davon ausgegangen, das sich durch die wesentlich stärkeren Wände, die massive Bodenplatte und die Reduzierung der Isolierungsschwachstellen -Reduzierung der Hilfsbaustoffe - ein noch geringerer Wert erzielen lässt und der Verbrauch von Heizenergie weiter gesenkt werden kann.